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Stellungnahme erstellt am 25. Januar 2006
Liebe Leser und Nutzer dieser Seiten, aufgrund der vielen Pressemeldungen, die am Montag, den 23.1.06 in der Tagespresse, wie auch im Fernsehen wie auch in anderen namhaften Zeitungen in Deutschland und im Ausland erschienen sind, sehe ich mich veranlaßt, eine Klarstellung der Datenlage zu geben (vergl. auch www.schlafumgebung.de):
Weder die CO2-Rückatmung, noch die Überwärmung noch die Bauchlage, noch Zersetzungsprodukte von Flammschutzmitteln und Weichmachern sind Ursachen für den SID, sie sind Risikofaktoren, die man vermeiden sollte ebenso wie die Risikofaktoren Rauchen, Nicht-Stillen und Überdeckung (besser: keine Zudecke, stattdessen passenden Schlafsack einsetzen, so wird das Risiko der Überdeckung deutlich gesenkt).
Es sind bereits Babybettmatratzen im deutschen Handel, die senkrechte Luftkanäle wie auch querverlaufende Luftkanäle durch die Matratze aufweisen, so dass auf diese Weise ausgeatmete Luft des Kindes durch die Matratze hindurchgehen kann und eine überschüssige Wärmeableitung möglich wird. Diese Matratzen gibt es bereits von namhaften deutschen Herstellern; sie waren jetzt aber nicht im Testverfahren der TU-Dresden. In der TU Dresden wurden jetzt 3 Einzelmatratzen getestet. Es wurde über diesen Test auch auf der Dresdener Fachtagung zum SID am Sonntag, den 22.1.06, berichtet. In diesem Test schnitt das beschriebene Einzelmodell bestehend aus einem Kautschukmilchkern mit Kokosfasern, Baumwollumhüllung und einem Nesselstoffüberbezug am schlechtesten ab in Bezug auf die Durchlässigkeit von CO2 und Wärme.
Der Aufbau dieser einen Matratze, der auch bei herkömmlichen Matratzen gefunden werden kann, scheint damit verantwortlich zu sein für dieses schlechte Testergebnis. Das Testergebnis gibt damit kein grundsätzliches Urteil für alle auf dem Markt befindlichen Ökomatratzen als solches ab, auch wenn es im Test eine Ökomatratze war, die in Bezug auf die CO2-Durchlässigkeit und die Wärmedurchlässigkeit schlecht abgeschnitten hat. Der Begriff „Ökomatratze“ beinhaltet langläufig eine bestimmte Schadstofffreiheit, die über das Ökosiegel festgelegt wird. Das Ökosiegel sagt über den Aufbau einer Matratze als solches sowie über Wärmerückhaltung und CO2-Durchlässigkeit aber nichts aus. So wäre es falsch, das Testergebnis dieser einzelnen Matratze grundsätzlich auf alle Öko-Matratzen zu übertragen, wie es z. T. durch manche Meldungen in den Medien assoziiert werden könnte. Auch dies ist auf der Fachtagung in Dresden so nicht referiert worden.
Aber nur an der Durchlässigkeit von CO2 und Wärme kann man alleine die Güte einer Matratze sicher noch nicht festmachen. Da spielen auch noch andere Kriterien eine wichtige Rolle (z. B. Weichheit, Einsinktiefe, Punktelastizität, Stabilisierung des menschlichen Körpers in der richtigen Art und Weise, so dass kein stärkerer Druck auf die noch in der Entwicklung befindlichen weicheren Knochen des Kindes zustande kommt, Schadstoffe, vor allem Weichmacher und Flammschutzmittel als Negativfaktoren in den Matratzenmaterialien usw.).
Und es wäre sicher falsch zu meinen, wenn man eine Matratze als Unterlage für das Kind verwendet, die die Ausatemluft und überschüssige Wärme gut durchläßt, dann könnte man das Kind in Bauchlage zum Schlafen legen. Die Bauchlage muss solange wie möglich zum Schlafen für Babys vermieden werden. Dreht es sich selbst in die Bauchlage, sind sicherlich Matratzen besser, die neben einer entsprechenden Schadstoffarmut auch durch ihren konstruktiven Aufbau und Zusammensetzung das Risiko für die Rückatmung von Kohlendioxid (CO2) und für einen Wärmestau vermindern.
Ich hoffe auf diese Weise die Pressemeldungen ein wenig ins rechte Licht gerückt zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
Hildegard Jorch
Münster, 25.01.2006
Verfasserin/Autorin: Hildegard Jorch
Vizepräsidentin der GEPS-Deutschland e.V.
Vorsitzende der GEPS-NRW e.V.