← zurück zur Übersicht der Stellungnahmen
Stellungnahme der GEPS verabschiedet in der Präsidiumssitzung der GEPS-Deutschland e.V. am 27.01.2007 in Frankfurt
Der Chemiker Herr Sprott in Neuseeland und einige Mediziner, so auch Herr Kapuste in Deutschland, glauben, mit der Theorie der toxischen Gase die Ursache für den Plötzlichen Säuglingstod gefunden zu haben. Die weitaus meisten Forscher weltweit gehen aber beim Plötzlichen Säuglingstod von einem multifaktoriellen Ereignis aus, das durch verschiedene Risikofaktoren bestimmt ist. Toxische Gase in Matratzen könnten da natürlich genauso ein Risikofaktor sein. Und wir sind auch davon überzeugt, dass man diesen Hinweisen durchaus nachgehen und schauen sollte, dass möglichst auch keine toxischen Gase in den Körper des Kindes gelangen.
Die Diskussion um die toxischen Gase gibt es seit 1994. Die ersten Forschungen dazu kamen zu diesem Zeitpunkt aus England, wo Herr Richardson hohe Antimon- und Arsen-Werte in den Körpern von SID-Kindern fand. Als GEPS haben wir seitdem darauf hingewiesen, dass Eltern Matratzen kaufen sollen, die keine Flammschutzmittel und keine Weichmacher aus Arsen‑, Antimon- oder organischen Phosphorverbindungen enthalten, da sie bei mikrobieller Zersetzung durch Bakterien oder vor allem Pilze in toxische Gase umgewandelt werden können und dann beim Einatmen der Gesundheit kleiner Kinder, aber auch der der Erwachsenen langfristig schaden können.
Wir, die GEPS als Elternselbsthilfeorganisation, haben Ende der 90er Jahre eine Recherche bei sämtlichen Babybettmatratzenherstellern in Deutschland durchgeführt, um herauszufinden, ob deutsche Kinderbettmatratzen diese chemischen Inhaltsstoffe enthalten, und welche Matratzen diese enthalten. Wir hatten über ca. 5–6 Jahre alle in der Recherche nicht mit Arsen‑, Antimon- und organischen Phosphorverbindungen ausgerüsteten Matratzen auf der Internet-Seite www.schlafumgebung.de aufgeführt. Wir haben uns im Gegenzug massive Beschimpfungen von z. T. namhaften Matratzen- und Bettmaterialienproduzenten anhören oder sogar auch in Form von Briefen lesen müssen, die soweit gingen, dass sie SID-betroffene Eltern beschimpften, sie seien selber Schuld am Tod ihrer Kinder. Wir weisen alle Eltern am Telefon, wie auch jetzt noch einmal auf diesem Wege daraufhin, dass sie keine Matratzen für ihre Kinder kaufen sollen, die derartige Verbindungen enthalten.
Die von Sprott, Kapuste u. a. empfohlene Polyethylenhülle um eine Matratze zu ziehen, halten wir für nicht klug, da man auf diese Weise das Risiko der Überwärmung und Rückatmung der eigenen Ausatemluft fördert. Daher raten wir auch von wasserdichten Unterlagen für Matratzen bis zum Alter von 2 Jahren ab.
Die SID-Zahlen in Holland sind z. Zt. in Europa die niedrigsten. Sie hatten dort Mitte der 80er Jahre ähnlich hohe Zahlen wie in Deutschland, sind ca. 5 Jahre früher als in Deutschland mit der SID-Präventionskampagne angefangen und haben die Bevölkerung dort auf vermeidbare Risikofaktoren hingewiesen:
- keine Bauchlage zum Schlafen,
- keine Decke, stattdessen Schlafsack,
- möglichst 6 Monate voll stillen,
- nicht rauchen während der Schwangerschaft und in Anwesenheit des Kindes,
- Raumtemperatur zum Schlafen möglichst zwischen 16–18°C halten (Details s. unter www.schlafumgebung.de)
In Holland liegt die SID-Häufigkeit damit im Jahr 2004 nur bei 0,09÷1000, in Deutschland 2004 bei 0,46÷1000, also 5–6fach so hoch.
In Europa, so auch in England, wo die ersten Untersuchungen zu toxischen Gasen stattfanden, wird generell nicht zu den Polyethylenmatratzenüberzügen geraten, sondern dazu, dass man sich an die allgemeinen SID-Empfehlungen halten soll, dies deshalb, da bislang nicht zu beweisen war, dass die Kinder an einer Vergiftung durch die entsprechenden giftigen Gase aus Antimon‑, Arsen- und Phosphorverbindungen gestorben sind, somit diese Gase keine Ursache für einen plötzlichen und unerwarteten Tod eines Kindes dargestellt haben.
Seit 12 Jahren versuchen wir, auf dieser Seite und auf der Seite www.schlafumgebung.de die bisher epidemiologisch bewiesenen Risikofaktoren einer noch größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und haben mit dieser Präventionskampagne erreicht, dass die SID-Zahlen um 70% zurückgegangen sind.
Wir halten es für einen Trugschluss und fatal, wenn man jetzt empfiehlt, Matratzenhüllen einzusetzen und auf alle anderen Empfehlungen keinen Wert mehr zu legen. Man tut so, als habe man mit der toxischen Gas-Theorie das Neueste, nämlich die Ursache gefunden, und müsste sich dann an all die übrigen Empfehlungen nicht mehr halten.
Uns ist keine Elternorganisation bekannt, die solche Matratzenhüllen empfiehlt.
NOCHMALS:
Besser erst gar keine Matratzen mit den schädlichen Ausrüstungsmaterialien und Inhaltsstoffen kaufen und alle Präventionsempfehlungen einhalten, sprich bekannte Risikofaktoren vermeiden!!!
Wir haben in Deutschland Hersteller, die Matratzen ohne diese Schadstoffe anbieten und das auch über entsprechende Testberichte beweisen können. Weil sich aber der Markt bezüglich der Babymatratzen sehr schnell ändert und wir leider kein Geld und keine Zeit haben, jedes Jahr von Neuem derartige Recherchen, wie oben erwähnt, anzustellen – wir arbeiten als GEPS alle ehrenamtlich und tun unsere Arbeit „neben“ Familie und Beruf – haben wir auf dieser Seite wie auch auf der Seite www.schlafumgebung.de keine Matratzentabelle mehr aufgeführt.
Münster, 27.01.2007
Verfasserin/Autorin: Hildegard Jorch
Präsidentin der GEPS-Deutschland e.V.