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Stellungnahme erstellt im Februar 2009
Wie zu vielen anderen Themen gibt es auch im Bereich der Gesundheit von Müttern, Vätern und Kindern Aussagen und Empfehlungen, die nicht immer exakt übereinstimmen oder gar kontrovers diskutiert werden. Die GEPS hat es sich in solchen Fällen zum Prinzip gemacht, nur wissenschaftlich fundierte Aussagen zu verbreiten. Dabei steht das Wohl des Kindes und der Eltern natürlich an oberster Stelle. Wichtig ist aber auch, dass Botschaften eindeutig, praktikabel und unmissverständlich sind.
Schlafen im Bett der Eltern – Nein?
Unstrittig ist die Tatsache, dass es zur Risikominimierung des Plötzlichen Säuglingstodes wichtig ist, dass Babys im Zimmer ihrer Eltern schlafen. Andere Fachgruppen empfehlen aber auch, Babys im Bett der Eltern schlafen zu lassen. Hierdurch soll das Stillen erleichtert und die Bindung zwischen Kind und Eltern gefördert werden.
Zum Punkt Schlafen im Bett der Eltern:
→ Die GEPS empfiehlt das Schlafen im Zimmer der Eltern, aber im eigenen Kinderbett – Cosleeping ja, Bedsharing nein!
Die Begründung:
In allen Infoschriften und Broschüren der GEPS wird das Schlafen im Zimmer der Eltern im eigenen Kinderbett empfohlen. Grundlage für die Empfehlung sind u. a. die Ergebnisse der größten europäischen Studie, die zu diesem Thema Stellung nimmt (ECAS-Studie, Lancet 2004).
Hierin wird zunächst zwischen Bedsharing bei rauchenden und nichtrauchenden Müttern unterschieden:
- Das Bedsharing für Babys von rauchenden Müttern ist nach dieser Studie unstrittig nicht empfehlenswert.
- Auch für Babys nichtrauchender Müttern findet sich in den ersten Monaten ein erhöhtes Risiko für den Plötzlichen Säuglingstod. In den Folgemonaten sinkt dieses Risiko jedoch für diese Säuglinge gegen Null. Für Babys nichtrauchender Eltern wäre dann aufgrund der Datenlage ein Bedsharing im Prinzip nach dem 4. Lebensmonat zu rechtfertigen.
Um die Präventionsbotschaft hier klar und eindeutig formulieren zu können, hat sich die GEPS entschieden, diese Differenzierungen nicht zu kommunizieren.
Hinzu kommt, dass sich das Bedsharing hauptsächlich in den ersten Wochen als bindungs- und stillförderlich erweist, also gerade dann, wenn es für die Gesamtpopulation der Säuglinge ein deutliches Risiko für den Plötzlichen Säuglingstod darstellt.
In einer kürzlich veröffentlichten Analyse (2), in der Risikofaktoren für SID-Fälle untersucht wurden, ergab sich ein 9‑fach höheres Risiko für einmonatige Säuglinge, die das Bett mit ihren Eltern teilten. Mit zunehmendem Alter nahm dieses Risiko ab. Das Stillen erwies sich als Schutzfaktor, konnte aber die durch das Bedsharing bedingten Risiken nicht aufheben.
Aber auch noch von anderer Seite wird vor dem Bedsharing gewarnt: Daten, die im Rahmen des EU Projektes IDB (injury data base) in Leipzig erhoben und analysiert wurden, identifizieren das Elternbett als die häufigste Unfallquelle für Säuglinge (Quelle Deutsches Grünes Kreuz, DGK-Sicherheitstip).
Um Missverständnissen vorzubeugen: Die präventiven Effekte des Stillens für die Gesundheit des Kindes werden von der GEPS geschätzt und entsprechend auch in den Infomaterialien dargestellt. Hier aber geht es darum, dass das Schlafen im Bett der Eltern, das vorteilhaft für das Stillen und den Bonding-Prozess ist, mit einem deutlich erhöhten Risiko für den Plötzlichen Säuglingstod einhergeht!
Quellen:
- Carpenter RG, et al. Lancet (2004) 363: 185–191
- Ruys JH, de Jonge GA, Brand R, Engelberts AC, Semmelkrot BA
Bedsharing in the first four months of life: a risk factor for sudden infant death. Acta paediatr 10:1399–1403 - Hauck E, et al. Pediatrics (2005) 116: 716–723
- Deutsches Grünes Kreuz, DGK-Sicherheitstip
- David Tappin et al. J.Pediatr. 2005; 147:32–7
- Erler, T., Beyer, U., Jorch, G: Plötzlicher Säuglingstod; Thieme Verlag, Pädiatrie up2date 2007, 4, 355–369
Münster, 02/2009
Verfasserin/Autorin: Hildegard Jorch
Präsidentin der GEPS-Deutschland e.V.
Landesvorsitzende der GEPS-NRW e.V.